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schrieb am 1. Februar 2025 um 15.26 Uhr
Liebe (Mit-) Menschen, die Herbert in irgendeiner Weise nahestanden,
während seiner physischen Manifestation als Mensch hat Herbert keinen Wunsch geäußert bezüglich der Bestattung seines hinterlassenen Körpers (Kleides).
Ich fragte ihn wenige Tage vor dem 17. Januar nach seinem Wunsch, und er sprach im Schweigen zu mir, um der von mir angebotenen stillen Seebestattung mit keinem Hauch zu widersprechen.
Termine waren für Herbert immer eine große Qual. Er suchte, wie möglicherweise jede/r von uns, die Freiheit, ein Dasein in unbefangener Selbstbestimmung, reagierte mit Wut und Zorn auf jegliche Bevormundung und Kontrolle durch andere, Emotionen, die er aus Höflichkeit und Rücksichtnahme gegenüber den Erwartungsvollen zu unterdrücken verstand.
Als hochempathischer und sensitiver Mensch spürte ich seine verdrängten Gefühle, deren Unerträglichkeit mich zwangen, Wort zu ergreifen, um Herberts wahrhaftigen Regungen und Wünschen Ausdruck zu verleihen. Ich habe hier lediglich als Medium gewirkt.
Ewiges Leben, Leben nach dem Tod, Reinkarnation waren und sind für Herbert (wie auch mich) eine Selbstverständlichkeit. Das weiß ich aus unseren vielen Gesprächen in der Zeit, als er noch Herr seiner Sinne war.
Herbert wollte niemand je belehren oder unterrichten. Ihm war einzig daran gelegen, dass jeder Mensch von alleine findet. Womit die allermeisten, welche mit ihm Umgang hatten, völlig überfordert waren (und nach wie vor sind).
Ich habe unendlich viel zu erklären, vermitteln versucht, stieß zunehmend an meine Grenzen und war meinerseits überfordert im Angesicht all jener, die nach einem Lehrer suchten, welcher ihnen sagt, was richtig und falsch ist. Niemand vernahm, dass ich im Hintergrund als Herberts Lehrerin wirkte und alles auszubaden hatte, was an ihn herangetragen wurde an Wünschen, Sehnsüchten und im Grunde unerfüllbaren Erwartungen.
Es hat mir keine Freude bereitet, für Herbert das Wort zu ergreifen, die Suchenden zurück- und zurechtzuweisen, und ich hätte, wie er, einfach schweigen können. Dass ich so häufig und energisch das Wort ergriff, diente einzig der Begrenzung unendlichen Leids, welches jeder Suchende erschafft, indem er alles tut, um nicht zu finden: sich selbst. Wen sonst?
Kaum jemand wollte lesen, was ich schrieb (u. a. in meinen Büchern). Ich aber finde und fühle mich verpflichtet von Gott, dem wahrhaftigen Frieden zu dienen und alles in meiner Macht Stehende zu tun, all den zwischenmenschlichen Kriegen ein Ende zu setzen, den Menschen einen Spiegel vorzuhalten, mich ihrem Suchen (Sucht) in den Weg zu stellen, dazwischenzufunken, die Uneinsichtigen zu ihrem Glück zu zwingen, wenn es sein muss.
„Wenn es Schicksal gibt, dann ist Liebe das einzig wirkliche und wahrhaftige Schicksal, dem sich niemand entziehen kann. Und das wird immer so sein.“ (Jutta Riedel-Henck: Fragen und Antworten. Deinstedt, Kompost-Verlag, 2015.)
Die Asche von Herberts Seele K-Leid (Tempel) wird von einem Kapitän in der Lübecker Bucht der Ostsee anvertraut, zurück ins Meer, das alles ist. Mare, Maria = good water (Gott Vater). Alles eins.
Euch allen wünsche ich innere Ruhe, Einkehr, Wahrhaftigkeit im Einklang mit eurem wahren Selbst, hier und jetzt. Alles Liebe und herzliche Grüße, Jutta
Herbert
schrieb am 1. Februar 2025 um 1.41 Uhr
Man muss sich seinen eigenen Reim auf alles machen, ohne das geht nichts, ob vor dem Tode oder als Baby. Die Genie-Verehrer kann man wohl ohnehin nicht ändern, indem man ihnen zeigt, dass es so nicht war.
(aus einer E-Mail an Jutta am 14.8.2016)
Dario Garau Setzu
schrieb am 30. Januar 2025 um 23.37 Uhr
........ Angefangen hat alles vor fast zwanzig Jahren, als ich im Kompost-Verlag eine Publikation über Deine bewundernswerte Analyse von Stockhausens zehntem Klavierstück bestellte...
Es folgte ein umfangreicher und endloser Austausch von Briefen, E-Mails, Büchern, Partituren, Aufnahmen, Beiträgen zu unserer gemeinsamen Forschungstätigkeit, gegenseitiger Hilfe bei sprachlichen Fragen zu Texten, die in unseren jeweiligen Muttersprachen verfasst sind, und sogar Informationen und Ratschläge zu unseren gesundheitlichen Problemen und der schweren und komplexen Krankheit meiner Mutter, die auf Symposien in aller Welt erwähnt wurde, dank des Materials und der Informationen, die Du aus der medizinischen Tätigkeit Deines Vaters besessen hast.
Ich hatte auch gehofft, dass Du zumindest bei einem der Treffen und Vorträge, die ich über Deine klavieristische und musikwissenschaftliche Tätigkeit gehalten habe, anwesend sein würden, aber leider warst Du nicht mehr in der Lage, weite Strecken zu reisen.
Und diese Briefe, die E-Mails......Meine Hände zitterten, als ich sie öffnete, wenn man bedenkt, dass Du schon ein Vierteljahrhundert bevor unser „Briefwechsel“ begann, mein Idol als Pianist warst.... Aber über die musikalische Sphäre hinaus waren unsere philosophischen, soziologischen und allgemeinen Lebensbetrachtungen so intensiv...
Ich betrachte sie als eines der größten Geschenke in meinem Leben.
....Dann kam eine E-Mail von Dir, am 29. Dezember 2017; seither nichts mehr. Auf meine nachfolgenden E-Mails habe ich keine Antworten erhalten. Ich erfuhr von den Gesundheitszentren, in denen Du stationär behandelt wurdest; ich schrieb Dir dorthin, aber vielleicht erreichten die E-Mails Dich nicht. Und es vergingen Jahre, schlaflose Jahre, wie ich sagen muss, denn ich wusste um Deinen Gesundheitszustand und auch um Deine zunehmenden Schmerzen schon lange vor Ende 2017. Nach so langer Zeit konnte ich erst vor einem Jahr über eine Kette von gemeinsamen Bekannten, Kontakt zu Deiner Schwester Edith und Walter Zimmermann aufnehmen, dem wir alle so viel verdanken für seine Hilfe - und nicht nur das - direkt und indirekt zu Deinem Wohl. Und die Situation erschien mir nach und nach erschütternder...
Der 17. Januar ist endlich da. Das Leid hat aufgehört, Dich zu quälen.
Es bleibt ein außergewöhnliches und unvergleichliches Werk, vor allem als Pianist, aber auch als Musikwissenschaftler und Forscher, von grundlegender Bedeutung für die Musikgeschichte.
Und wir alle denken daran, wie viel mehr Du der Geschichte (nicht nur) der Musik hättest beisteuern können, wenn ein spöttisches „Schicksal“ (wenn es denn eines gibt. ‘Zufall'.... mehr oder weniger 'zufällig' (!), doch existiert - wir haben früher manchmal darüber geschrieben, erinnerst Du dich? - und es kann verheerend sein - ich weiß auch etwas darüber.... -) hatte Dir nicht zu früh, wirklich zu früh, den Weg ins Leben versperrt.
Möge die Welt Dir dankbar sein für das, was Du getan hast. Und ich persönlich bin Dir dankbar für unsere spannende Korrespondenz und den umfangreichen Austausch von Informationen und Material.
Sollte es ein „Leben nach dem Tod“ geben (ich erinnere mich noch an einen kurzen Austausch unserer E-Mails, bei dem wir betonten, dass Fragen zu stellen und uns zu stellen, unser Recht ist, aber ohne Anspruch oder Garantie auf eine vollständige Antwort, werden wir uns vielleicht wieder treffen und dort weitermachen, wo wir aufgehört haben, im Dezember 2017...
Hallo mein lieber Freund. Dein, D(ario Garau Setzu).
Dario Garau Setzu
schrieb am 30. Januar 2025 um 0.08 Uhr
……..Tutto ebbe inizio quasi vent’anni fa allorché ordinai una pubblicazione della Kompost-Verlag riguardante una Tua mirabile analisi del decimo Klavierstück di Stockhausen…..
Seguì un esteso ed infinito scambio di lettere, mail, libri, partiture, registrazioni, contributi sulle nostre reciproche attività di ricerca, aiuti vicendevoli su quesiti di natura linguistica inerenti a testi redatti nelle nostre rispettive lingue madri, perfino informazioni e consigli relativi ahimè alle nostre patologie nonché al grave e complesso disturbo di mia madre - citato in simposi ai quattro angoli del pianeta - grazie al materiale ed alle informazioni in Tuo possesso risalenti all’attività medica di Tuo padre.
Sperai anche di avere la Tua presenza in almeno uno degl’incontri e delle conferenze da me tenuti/e ed incentrati/e sulla Tua attività pianistica e musicologica ma sfortunatamente non eri già più in grado di affrontare lunghi viaggi.
E quelle lettere, le mail……Mi tremavano le mani ad aprirle, considerando che già da un quarto di secolo prima dell’inizio del nostro ‘flusso epistolare’ eri il mio idolo in ambito pianistico….Ma al di là dell’ambito musicale, le nostre riflessioni di carattere filosofico, sociologico, sulla vita in genere erano così intense…..
Le considero uno dei più grandi doni della mia vita.
….Poi giunse una Tua ultima mail, il 29 dicembre 2017; da allora niente più. Non ricevevo risposte alle mie successive mail. Venni a conoscenza dei centri di cura ov’eri ricoverato; vi scrissi ma forse le mail non arrivarono a Tua conoscenza. E son passati anni, debbo dire anche insonni, essendo cosciente del Tuo stato di salute e pure di Tuoi crescenti dolori da ben prima della fine del 2017. Dopo tanto tempo, appena un anno fa, tramite una catena di conoscenze in comune, ebbi modo di contattare Tua sorella Edith e Walter Zimmermann, al quale tutti noi tanto dobbiamo per il suo apporto assistenziale - e non solo - diretto ed indiretto a Tuo beneficio. E la situazione mi appariva sempre più straziante…..
Arrivò infine il 17 gennaio. Le sofferenze hanno cessato di tormentarTi.
Resta un eccezionale ed inarrivabile corpus di opere in primis come pianista ma pure come musicologo e ricercatore, d’importanza fondamentale per la Storia della Musica.
E pensiamo, tutti noi, a quanto avresti ancora potuto donare alla Storia (non solo) della Musica se un beffardo ‘destino’ (ammesso che esista. Il ‘caso’….più o meno ‘casuale’ (!), sì - ne scrivevamo talvolta, ricordi? - e può essere devastante - ne so qualcosa anch’io…. -) non Ti avesse sbarrato la strada troppo presto, davvero troppo presto, nella vita.
Il Mondo Ti sia grato per ciò che hai fatto. Ed io personalmente Ti sono grato per il nostro entusiasmante epistolario e per il vasto scambio di informazioni e materiale.
Dovesse esistere “l’aldilà” (ricordo ancora un breve scambio di nostre mail ove si poneva l’accento sul diritto in genere a porre e porci domande ma senza alcuna pretesa o garanzia di risposta esauriente o di risposta in sé e per sé), magari ci ritroveremo e continueremo là dove ci siamo fermati, nel dicembre del 2017……
Ciao mio caro Amico. Dein, D(ario Garau Setzu).
Jakob Ullmann
schrieb am 29. Januar 2025 um 20.06 Uhr
DENK-MAL
die handvoll sand
das leben
die handvoll sand
der tod
Man muss also die Wichtigkeit der Leere begreifen. Das was das Universum trägt und erhält, ist die Leere in der Schrift, ist die Leere der Abwesenheit, die Weisse. Das geschriebene Wort ist aus der Leere gemacht. Man braucht einen Raum der Leere, der Stille zwischen einem Wort und einem anderen, damit die Worte lesbar sind.
Edmond Jabès
Es ist ein schwer erträglicher gedanke, dass die leere, die unabänderlich und unwiderruflich das ende menschlichen lebens markiert, mit der bedingung zusammenfällt, die abwesende person wieder zum teil der kommunikation werden zu lassen. Dass erst die für die kommunikation unausweichlich nötige leere die bedingung für eine artikulation – und sei sie noch so hilflos – schafft, die die geste des beraubten atems übersteigt.
Merkwürdig bleibt, dass das wort, ehe es denn artikuliert, schliesslich im vollen sinne „gesagt“ werden kann, schon geschrieben wurde, dass das buch noch ehe es zur schrift wird, die ambivalenz des ausgangs aus der leere (ohne sie zu verlassen oder zu leugnen) ein „Presque-rien“ (Valdimir Jankélévitch) erzeugt, das eher dem klang angehört als dem artikulierten wort. Deshalb ermangelt die musik des wortes, denn dieser mangel, der sie an die leere bindet, ist der schmale grat, der zwischen leere und wort gleichsam ungestalt und auf keinen fall fassbar, den schritt zur kommunikation jenseits der schrift artikulieren lässt.
Musiker sind zeugen für diesen unhaltbaren grat. Ihre arbeit reicht deshalb tiefer und weiter als es das artikulierte wort könnte. Aber sie zahlen dafür einen hohen preis: nichts lässt sich weniger festhalten und der leere entreissen als die musik.
- Wohin gehst du Meister?
- Ich weiss nicht, sage ich. Ich will nichts als von hier fort, ohne Unterlass von hier fortgehen, nur so kann ich mein Ziel erreichen.
- Also kennst Du Dein ziel?
- Ja, antwortete ich, habe ich es Dir nicht schon gesagt? Von hier fortgehen ist mein Ziel.
Franz Kafka
Herbert Henck hat sich intensiv mit komponisten und werken beschäftigt, die von den mächtigen und von mit ihnen im gleichschritt marschierenden ihrer zeit (manche vor ihnen marschieren noch heute in diesen reihen) ausgelöscht werden sollten. Ihre rettung erweist sich also immer wieder und immer noch als eine „rettung auf zeit“. Was wissen wir, ob s eine lebensperspektive gibt für sie? Dass dieser einsatz von Herbert Henck aber eine zwingende notwendigkeit für das überleben als künstler war, zeigt sich gerade dort, wo die äusseren umstände solche befürchtungen scheinbar obsolet haben werden lassen. Wer wäre wohl unangefochtener als Johann Sebastian Bach? Aber gerade dessen werk ist der beweis, dass kunst und künstler nicht nur in gefahr sind von mächtigen und ihren mitmarschierern ausgelöscht zu werden, sondern, dass ihr andenken und ihr werk noch vollständiger ausgelöscht werden kann, indem es im schlimmsten sinne des wortes benutzt wird. Herbert Henck – der, wie manche anderen musiker, die sich der musik ihrer gegenwart verpflichtet fühlten – hat deshalb in weit ausgreifendem und langdauerndem nachdenken immer wieder nach möglichkeiten der vergegenwärtigung auch und gerade der musik Bachs, die in der unvermeidlichen interpretation von arbeit und denken des abwesenden respekt zollte und schutz gab. Die musik ist immer wehrlos. Wie wir wissen, lässt sie sich vom einfachsten lied bis zur vollendetsten kunst schamlos bis zur widerwärtigkeit entstellen – was anderes also können wir tun, als zeugnis dafür abzulegen, dass bei aller wehrlosigkeit mensch und kunst auch die schlimmsten verbrechen an ihnen nichts als die niederlage versuchter aneignung und zersetzung offenbar machen.
Sein ist fragen.
Es ist fragen im Labyrinth der dem Anderen und Gott gestellten, die keine Antwort hat.
Edmond Jabès
Herbert Henck hat sich angelegentlich um das erbe des schwäbischen pastors Johann Ludwig Fricker, der – vielleicht auch weil er sehr früh verstarb – heute kaum noch ausserhalb pietistischer kreise württembergs bekannt ist. Dieser als eher wortkarg beschriebene geistliche, zu dessen erbauungsstunden nichtsdestotrotz häufig mehr als hundert zuhörer kamen, war nicht nur ein begnadeter handwerker (was es ihm erlaubte, mit bedeutenden naturwissenschaftlern seiner zeit zu korrespondieren und zusammenzuarbeiten), er war ein so gut gebildeter mathematiker, dass er in der lage war, sich mit Euler über seine musiktheoretischen überlegungen auszutauschen. Wie sein weitaus bekannterer mentor Friedrich Christoph Oetinger gehört auch Fricker zu einer heute weitestgehend vergessenen gruppe von gelehrten, die an der schwelle zur aufklärung in der zweiten hälfte des 18. jahrhunderts nicht gewillt waren, sich in die schützengräben zwischen „wissenschaft“ und aufkommendem atheismus einerseits oder einem nicht einma rückwärtsgewandten obskurantismus geistiger und geistlicher engstirnigkeit, ja dummheit zwingen zu lassen. Oetinger wie auch Fricker waren in ihrem bestehen auf einem alle menschen umfassenden und ergreifenden „sensus communis“ propheten für ein noch immer ausstehendes, im wahrsten sinne menschenwürdiges gespräch, das alle ideologischen teilungen und verblendungen, alle religiösen hass- und national oder sonstwie begründeten zerstörungs- und vernichtungsphantasien als wahnvorstellungen kenntlich macht, weil nichts und niemand jeden menschen: frau oder mann, kind oder greis, hell-, dunkel- oder sonstwie häutig, gläubig oder ungläubig von der einigenden wirkung des sensus communis ausschliessen kann. Das Herbert Henck auf diese über die selbstaufforderung und selbstermächtigung der aufklärung noch hinausgehende tradition der wahrheit aufmerksam gemacht sollte ihm nicht weniger gedankt werden, als sein einsatz für musik und klang in all seinen facetten. Wenn also jetzt und immer wieder der name Herbert Henck artikuliert wird, so auch und vor allem als zeuge wahrheit als notwendiger vorbedingung, den schritt von der leere zur artikulation in klang und wort verantwortungsvoll tun zu können.
Es wird immer nur ein einziges dem Feuer versprochenes Buch geben, dem alle Bücher geweiht sind. So schreibt sich die Zeit ein in die Aschen der Zeit und das Buch Gottes in die verrückten Flammen unserer Bücher.
Edmond Jabès
die handvoll sand
der tod
die handvoll sand
das leben
für Herbert Henck
jakob ullmann, naumburg januar 2025
Paul van Emmerik
schrieb am 27. Januar 2025 um 14.35 Uhr
Herbert was a dear friend and colleague. I admired his work as a pianist and will never forget the performances of him that I witnessed. I also admired his precision as a researcher and his marvelous handwriting. It is tragic that the life of a man as brilliant as he had to end with such a cruel illness. I am grateful to have known him.
Daniel Seel
schrieb am 25. Januar 2025 um 10.49 Uhr
Lieber Herbert,
deine gedankliche Klarheit, dein brillantes, klangschönes, perfektes Klavierspiel, deine wissenschaftliche Neugier und dein Entdeckergeist, die immer wieder Neuland erschlossen haben, dein gerechter Zorn und dein leidenschaftliches Engagement haben mich immer wieder sehr beeindruckt! Dem Künstler, vor allem aber dem Menschen, dem Freund Herbert Henck fühlte ich mich nah.
Mehr als einmal hast du dich für mich eingesetzt. Ich erinnere mich, wie du mir gegen unangemessene Kritik beigestanden und für mich gestritten hast. Das hat gut getan!
Für all das danke ich dir!
Gott segne dich und nehme dich zu sich. Gott gebe dir das Ewige Leben in Frieden und Glückseligkeit!
Dein Daniel
Jutta Riedel-Henck
schrieb am 24. Januar 2025 um 21.31 Uhr
Lieber Herbert,
bedingungslos ist die Liebe. Dein Ruhm, deine Virtuosität, das Bild, welches die Menschen sich von dir machten und nun, nach deiner Befreiung aus dem irdischen Spiegelirrgarten mit einem letzten Wort besiegeln, ließ meine Seele unberührt, die mit der deinen stets im Stillen einig war. Die wundervollen Seelen, welche ich an deinem Bett traf, wahrhaftig dem Namenlosen ergeben, sanft und tief aus der Quelle schöpfend dir das Wasser zu reichen, wissen um all das, was uns geschah, ewig verbunden in der Tiefe des Ozeans, in dem die Asche deines Tempels das Geheimnis der Schöpfung all jenen zur Verfügung stellt, die wissen, wer du warst, bist und bleibst. Das Kapitel Herbert Henck ist nun beendet. Aus Sicht des Schöpfers eine Episode im Menschheitsdrama, das du und ich so gut es uns gelang zu einem Ende führten, auf das nun ein wahrhaft neuer Anfang folgen kann.
In diesem Leben Jutta – und damals? Das weiß, der weiß.
Edith Fenczak-Henck
schrieb am 24. Januar 2025 um 20.33 Uhr
Nachruf für Herbert
( von Deiner Schwester Edith Fenczak-Henck)
Dein langer Leidensweg ist nun beendet. Du bist erlöst, befreit ! von uns gegangen… aber wir trauern um Dich, lieber Herbert.
Nachdem wir uns endlich wiedergefunden hatten, blieb uns nur so wenig Zeit; wir konnten nur noch versuchen, Deine Krankheit lindern zu helfen. Du warst so tapfer!
Mein Dank gilt allen Personen, die Dich, lieber Herbert, bis zum Schluss begleitet haben : Frau Oetjen mit guter Beratung, Herrn Raffel mit seinen treuen Besuchen und Tanja Pieplow mit ihren Shiatsu-Anwendungen, die Du, Herbert, stets so ersehnt hattest. Dank auch dem qualifizierten Pflegepersonal sowie dem freundlichen Küchendienst im OsteMed.
Du bekamst dort von allen stets viel Pflege und Aufmerksamkeit.
Nun liegt es an uns, Dein Andenken zu wahren und in Ehren zu halten.
Walter Zimmermann, Dein treuer Freund, hat es geschafft, dass Dein kolossaler Vorlass im Berliner Musikarchiv der Akademie der Künste Einzug fand. Eine so wunderbare Ehrung! Und vieles mehr hast Du Walter zu verdanken. Wie kaum ein anderer hat er für Dich gekämpft und sich für Dich eingesetzt, auch ich bin ihm zu Dank verpflichtet.
Meine vielen Erinnerungen an Dich, an unsere Kindheit und Jugendjahre sind bleibende Schätze in meinem Herzen!
Wie gerne denke ich an unsere musikalischen Nachmittage, die wir zusammen im Mannheimer Dalberghaus verbrachten, um mit den Noten in der Hand Klavierstücke und Meisterkonzerte in den Kabinen zu verfolgen. Jedesmal lernten wir etwas dazu.
Kaum dass wir in Mannheim lebten, wurdest Du mit 10 Jahren ins Konservatorium bei Frl. Rothmund eingeschrieben und gabst schon wenig später Dein erstes öffentliches Vorspiel; ich war hingerissen von Deinem Spiel «Der kleine Muck» und dem gebührenden Applaus dazu.
Einmal zerlegtest Du das Klavier und suchtest nach neuen Klängen mit Silberpapier zwischen den Saiten….oder hattest Weihnachtsbaumkugeln eingehängt -zum Schrecken unserer Mutter! Wie bewundernswert ist Dein Suchen und Streben nach etwas Neuem gewesen!
Etwas später hattest Du Dich auch für Chemie begeistert und sogar ein Chemie Stipendium ausgeschlagen, das Dir von der BASF bei einem Analysen Wettbewerb prompt angeboten wurde. Dein Herz schlug jedoch nur für die Musik !
Wie bewundernswert war auch immer Dein pianistisches Schaffen, um Perfektion und technische Präzision zu erreichen, wie ich es in Stücken von Nancarow, Barlow, Ives und Cage, besonders aber in der Einspielung von Bachs WTC I /II erfahren konnte. Gänsehaut pur!
Ich sehe auch noch Dein Lächeln, als Du uns die Beginner’s Mind-Platte überreichtest! Es war eine Deiner ersten Aufnahmen und unser gemeinsamer Stolz und Freude.
Vielen jungen oder ins Vergessen geratenen Komponisten hast Du verholfen, ins Licht der Öffentlichkeit zu treten und ihre Werke lebendig zu machen -mit einem Teil von Dir selbst.
Ich höre noch Deinen präzis klaren Anschlag auf dem Klavier, der meine Abiturvorbereitungen ins Träumen brachte…
All das und vieles mehr macht mich sehr stolz auf Dich und ich hätte es gewünscht, dass unsere Eltern noch Deine großen Erfolge erlebt hätten.
Unsere Wege trennten sich nach dem Tod unserer Mutter, Herbert , bliebst zuerst in Stuttgart, bevor Du Dich in Köln zum Studium der Neuen Musik spezialisieren wolltest. Nur noch selten konnten wir uns wieder sehen, ich war in Heidelberg mit meinem Kunstgeschichte Studium beschäftigt und Du in Köln bei Kontarsky. Zu den Feiertagen fuhren wir natürlich nach Hause und konnten einander berichten, Ideen und Literatur austauschen.
Meine Heirat mit Alexis nach Frankreich ließ uns noch seltener zusammen kommen, aber wir schrieben uns, Du manchmal von Deinen Konzertreisen.
Später, als Du von Deiner Südamerika Reise ein Büchlein schriebst , hast Du mich um Illustrationen aus meiner Zeichenfeder gebeten. Es war recht anstrengend je Band (von 70 Exemplaren) drei Zeichnungen von Hand zu kolorieren.
Deine Besuche bei uns in Paris waren leider immer nur kurz, viel zu kurz! auf einer Rückfahrt oder Umweg mit einem Konzert verbunden ( Paris, Lille, La Roque d’Anthéron, Nantes, …) ; immer hattest Du Stress nicht üben zu können; aber sich wiederzusehen war doch immer ein Highlight gewesen, insbesondere als unsere Tochter Karin dann da war.
Es hätte keinen besseren Menschen auf der Welt geben können, um der Pate meiner Tochter Karin zu werden. Deine Weisheit, Güte und die Liebe zur Musik machten Dich zu einer unersetzlichen Wahl – ein Ehrenamt für Dich, das niemand anders als Du hätte besser erfüllen können. So wurde Karin Dein Patenkind, mit dem Du auch deutsch sprechen konntest.
Es gab auch dann mit Deborah und Dir so wie mit unserem Vater und Helga zusammen eine schöne 3-Tagesfahrt in die Frz. Alpen, wobei wir die reizende Deborah endlich aus der Nähe kennen lernten.
Noch lange, dessen bin ich mir sicher, wird Deine Musik für neue Pianisten Generationen präsent bleiben, woran sie sich orientieren können.
Du wirst uns allen zutiefst fehlen, lieber Herbert, mehr als Worte es jemals hätten ausdrücken können.
Auch ich danke Dir, mein Bruderherz… und Du machst nur «Hmmm» mit
einem Lächeln!
Martin Mumelter
schrieb am 24. Januar 2025 um 17.52 Uhr
“Es kann der größte Künstler nichts ersinnen, was unter seiner Fläche nicht der Marmor schon in sich enthielt, doch nur die Hand, die ganz dem Geist gehorcht, erreicht das Bild im Stein.” So schrieb Michelangelo. Du. lieber Herbert, hast diese Hand gehabt. Du hast die Bilder unter den Flächen der Partituren erreicht - und vice versa den Geist in den Bildern. Und uns damit reich beschenkt. Wir haben einander nicht allzu nahe gekannt, doch mit Dir alle Violin-Klaviersonaten von Ives zu proben, aufzuführen und aufzunehmen gehört zu den Höhepunkten meines nun schon fast sechzigjährigen Lebens als Musiker. Und mitten in solcher Arbeit habe ich auch Deinen feinen Humor und Dein tiefes Interesse an den Schicksalen der unterschiedlichsten Menschen erfahren. Die Worte eines zweiten der Größten mögen daher meinen Gruß an Dich abschließen. Dante schrieb: „Alle Dinge haben unter sich Ordnung, und das ist die Art, in der das Universum Gott gleicht.“ Ich glaube, das hast Du gespürt und uns spüren lassen. Danke!
Mayako Kubo
schrieb am 23. Januar 2025 um 21.33 Uhr
Lieber Herbert,
am 17. Januar 2025 habe ich in einem Klavierabend von Yoriko Ikeya – sie war ja auch deine Schülerin – in Wien deinen Namen erwähnt: Das letzte Stück aus meinem „Berlinischen Tagebuch“, das du in Berlin uraufgeführt hast.
Tagebuch-Eintragung: Am 24. September 1989 hörte ich im Kammermusiksaal aus „Les heures persanes“ von Charles Koechlin. Doch damals, in diesem Konzert, haben mich allein die Klavierklänge des Pianisten Herbert Henck fasziniert – nicht die Musik von Koechlin.
An jenem Tag, so traurig es auch ist, warst du schon unterwegs und hast uns verlassen.
Michael Denhoff
schrieb am 23. Januar 2025 um 2.02 Uhr
(posthumer Brief) ... traurig wie gleichzeitig dankbar denke ich an Dich zurück, lieber nun verstorbener Freund Herbert.
Wir hatten das Glück, uns schon in recht jungen Jahren kennen & gegenseitig schätzen zu lernen. Du gehörtest zu den ersten Musikern, die meine frühen Klavierstücke spielten: da war ich erst 17 oder 18! - Du warst damals mit 7 Jahren Altersunterschied deutlich älter ... und schon versierter & erfahrener.
Und schon damals war ich fasziniert von Deiner bedingungslosen Neugierde, die auch immer meine innere Triebfeder war (& geblieben ist). Ich weiß bis heute kaum einen anderen Pianisten zu benennen, der so umfänglich auch (scheinbar) unbedeutendere Komponisten zu Gehör brachte, stets mit einer interpretatorischen Sorgfalt & Innigkeit, die ihresgleichen sucht!
Deine menschliche Bescheidenheit dabei wurde mir Vorbild.
In Deinem letzten - dann kurzfristig wegen der Erkrankung 2005 abgesagten - Konzert hattest Du meine "Nachtschattengewächse" programmiert ... nun hast Du den Weg in die ewige traumlose Nacht gefunden, der - wie ich es auch für mich erhoffe - eigentlich der Weg ins ewige Licht bedeutet.
In dieser Nacht, in diesem Moment höre ich gerade nochmals (Deiner gedenkend) die Aufnahme des Wohltemperierten Klaviers von Bach.
Sei sicher: auch wenn es in letzter Zeit still um Dich geworden war: Dein künstlerisches Licht wird weiteren Pianisten-Generationen noch viele Jahre als Vorbild leuchten können!
Tschüss, wir werden uns wieder begegnen ... wo auch immer ... Du bist nur einen kleinen Schritt voraus
Dein Michael
Walter Zimmermann
schrieb am 22. Januar 2025 um 19.05 Uhr
Für meinen Freund Herbert:
„Gedanken steigen auf, doch nicht, um bewahrt und gehegt, sondern um fallengelassen zu werden, als wären sie leer. Gedanken steigen auf, doch nicht um bewahrt und gehegt, sondern um fallengelassen zu werden, als wären sie zermorschtes Holz. Gedanken steigen auf, doch nicht, um bewahrt und gehegt, sondern um fallengelassen zu werden, als wären sie Steinbrocken. Gedanken steigen auf, doch nicht um bewahrt und gehegt, sondern um fallen gelassen zu werden, als wären sie die Asche eines schon lange erkalteten Feuers.“
Meister Eckhart (nach John Cage zitiert)