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Herbert Henckgestorben am 17. Januar 2025

Beitrag

Nachruf für Herbert

( von Deiner Schwester Edith Fenczak-Henck)

Dein langer Leidensweg ist nun beendet. Du bist erlöst, befreit ! von uns gegangen… aber wir trauern um Dich, lieber Herbert.
Nachdem wir uns endlich wiedergefunden hatten, blieb uns nur so wenig Zeit; wir konnten nur noch versuchen, Deine Krankheit lindern zu helfen. Du warst so tapfer!

Mein Dank gilt allen Personen, die Dich, lieber Herbert, bis zum Schluss begleitet haben : Frau Oetjen mit guter Beratung, Herrn Raffel mit seinen treuen Besuchen und Tanja Pieplow mit ihren Shiatsu-Anwendungen, die Du, Herbert, stets so ersehnt hattest. Dank auch dem qualifizierten Pflegepersonal sowie dem freundlichen Küchendienst im OsteMed.
Du bekamst dort von allen stets viel Pflege und Aufmerksamkeit.
Nun liegt es an uns, Dein Andenken zu wahren und in Ehren zu halten.

Walter Zimmermann, Dein treuer Freund, hat es geschafft, dass Dein kolossaler Vorlass im Berliner Musikarchiv der Akademie der Künste Einzug fand. Eine so wunderbare Ehrung! Und vieles mehr hast Du Walter zu verdanken. Wie kaum ein anderer hat er für Dich gekämpft und sich für Dich eingesetzt, auch ich bin ihm zu Dank verpflichtet.

Meine vielen Erinnerungen an Dich, an unsere Kindheit und Jugendjahre sind bleibende Schätze in meinem Herzen!
Wie gerne denke ich an unsere musikalischen Nachmittage, die wir zusammen im Mannheimer Dalberghaus verbrachten, um mit den Noten in der Hand Klavierstücke und Meisterkonzerte in den Kabinen zu verfolgen. Jedesmal lernten wir etwas dazu.

Kaum dass wir in Mannheim lebten, wurdest Du mit 10 Jahren ins Konservatorium bei Frl. Rothmund eingeschrieben und gabst schon wenig später Dein erstes öffentliches Vorspiel; ich war hingerissen von Deinem Spiel «Der kleine Muck» und dem gebührenden Applaus dazu.

Einmal zerlegtest Du das Klavier und suchtest nach neuen Klängen mit Silberpapier zwischen den Saiten….oder hattest Weihnachtsbaumkugeln eingehängt -zum Schrecken unserer Mutter! Wie bewundernswert ist Dein Suchen und Streben nach etwas Neuem gewesen!

Etwas später hattest Du Dich auch für Chemie begeistert und sogar ein Chemie Stipendium ausgeschlagen, das Dir von der BASF bei einem Analysen Wettbewerb prompt angeboten wurde. Dein Herz schlug jedoch nur für die Musik !

Wie bewundernswert war auch immer Dein pianistisches Schaffen, um Perfektion und technische Präzision zu erreichen, wie ich es in Stücken von Nancarow, Barlow, Ives und Cage, besonders aber in der Einspielung von Bachs WTC I /II erfahren konnte. Gänsehaut pur!

Ich sehe auch noch Dein Lächeln, als Du uns die Beginner’s Mind-Platte überreichtest! Es war eine Deiner ersten Aufnahmen und unser gemeinsamer Stolz und Freude.

Vielen jungen oder ins Vergessen geratenen Komponisten hast Du verholfen, ins Licht der Öffentlichkeit zu treten und ihre Werke lebendig zu machen -mit einem Teil von Dir selbst.

Ich höre noch Deinen präzis klaren Anschlag auf dem Klavier, der meine Abiturvorbereitungen ins Träumen brachte…
All das und vieles mehr macht mich sehr stolz auf Dich und ich hätte es gewünscht, dass unsere Eltern noch Deine großen Erfolge erlebt hätten.

Unsere Wege trennten sich nach dem Tod unserer Mutter, Herbert , bliebst zuerst in Stuttgart, bevor Du Dich in Köln zum Studium der Neuen Musik spezialisieren wolltest. Nur noch selten konnten wir uns wieder sehen, ich war in Heidelberg mit meinem Kunstgeschichte Studium beschäftigt und Du in Köln bei Kontarsky. Zu den Feiertagen fuhren wir natürlich nach Hause und konnten einander berichten, Ideen und Literatur austauschen.

Meine Heirat mit Alexis nach Frankreich ließ uns noch seltener zusammen kommen, aber wir schrieben uns, Du manchmal von Deinen Konzertreisen.
Später, als Du von Deiner Südamerika Reise ein Büchlein schriebst , hast Du mich um Illustrationen aus meiner Zeichenfeder gebeten. Es war recht anstrengend je Band (von 70 Exemplaren) drei Zeichnungen von Hand zu kolorieren.
Deine Besuche bei uns in Paris waren leider immer nur kurz, viel zu kurz! auf einer Rückfahrt oder Umweg mit einem Konzert verbunden ( Paris, Lille, La Roque d’Anthéron, Nantes, …) ; immer hattest Du Stress nicht üben zu können; aber sich wiederzusehen war doch immer ein Highlight gewesen, insbesondere als unsere Tochter Karin dann da war.

Es hätte keinen besseren Menschen auf der Welt geben können, um der Pate meiner Tochter Karin zu werden. Deine Weisheit, Güte und die Liebe zur Musik machten Dich zu einer unersetzlichen Wahl – ein Ehrenamt für Dich, das niemand anders als Du hätte besser erfüllen können. So wurde Karin Dein Patenkind, mit dem Du auch deutsch sprechen konntest.

Es gab auch dann mit Deborah und Dir so wie mit unserem Vater und Helga zusammen eine schöne 3-Tagesfahrt in die Frz. Alpen, wobei wir die reizende Deborah endlich aus der Nähe kennen lernten.

Noch lange, dessen bin ich mir sicher, wird Deine Musik für neue Pianisten Generationen präsent bleiben, woran sie sich orientieren können.

Du wirst uns allen zutiefst fehlen, lieber Herbert, mehr als Worte es jemals hätten ausdrücken können.

Auch ich danke Dir, mein Bruderherz… und Du machst nur «Hmmm» mit
einem Lächeln!