........ Angefangen hat alles vor fast zwanzig Jahren, als ich im Kompost-Verlag eine Publikation über Deine bewundernswerte Analyse von Stockhausens zehntem Klavierstück bestellte...
Es folgte ein umfangreicher und endloser Austausch von Briefen, E-Mails, Büchern, Partituren, Aufnahmen, Beiträgen zu unserer gemeinsamen Forschungstätigkeit, gegenseitiger Hilfe bei sprachlichen Fragen zu Texten, die in unseren jeweiligen Muttersprachen verfasst sind, und sogar Informationen und Ratschläge zu unseren gesundheitlichen Problemen und der schweren und komplexen Krankheit meiner Mutter, die auf Symposien in aller Welt erwähnt wurde, dank des Materials und der Informationen, die Du aus der medizinischen Tätigkeit Deines Vaters besessen hast.
Ich hatte auch gehofft, dass Du zumindest bei einem der Treffen und Vorträge, die ich über Deine klavieristische und musikwissenschaftliche Tätigkeit gehalten habe, anwesend sein würden, aber leider warst Du nicht mehr in der Lage, weite Strecken zu reisen.
Und diese Briefe, die E-Mails......Meine Hände zitterten, als ich sie öffnete, wenn man bedenkt, dass Du schon ein Vierteljahrhundert bevor unser „Briefwechsel“ begann, mein Idol als Pianist warst.... Aber über die musikalische Sphäre hinaus waren unsere philosophischen, soziologischen und allgemeinen Lebensbetrachtungen so intensiv...
Ich betrachte sie als eines der größten Geschenke in meinem Leben.
....Dann kam eine E-Mail von Dir, am 29. Dezember 2017; seither nichts mehr. Auf meine nachfolgenden E-Mails habe ich keine Antworten erhalten. Ich erfuhr von den Gesundheitszentren, in denen Du stationär behandelt wurdest; ich schrieb Dir dorthin, aber vielleicht erreichten die E-Mails Dich nicht. Und es vergingen Jahre, schlaflose Jahre, wie ich sagen muss, denn ich wusste um Deinen Gesundheitszustand und auch um Deine zunehmenden Schmerzen schon lange vor Ende 2017. Nach so langer Zeit konnte ich erst vor einem Jahr über eine Kette von gemeinsamen Bekannten, Kontakt zu Deiner Schwester Edith und Walter Zimmermann aufnehmen, dem wir alle so viel verdanken für seine Hilfe - und nicht nur das - direkt und indirekt zu Deinem Wohl. Und die Situation erschien mir nach und nach erschütternder...
Der 17. Januar ist endlich da. Das Leid hat aufgehört, Dich zu quälen.
Es bleibt ein außergewöhnliches und unvergleichliches Werk, vor allem als Pianist, aber auch als Musikwissenschaftler und Forscher, von grundlegender Bedeutung für die Musikgeschichte.
Und wir alle denken daran, wie viel mehr Du der Geschichte (nicht nur) der Musik hättest beisteuern können, wenn ein spöttisches „Schicksal“ (wenn es denn eines gibt. ‘Zufall'.... mehr oder weniger 'zufällig' (!), doch existiert - wir haben früher manchmal darüber geschrieben, erinnerst Du dich? - und es kann verheerend sein - ich weiß auch etwas darüber.... -) hatte Dir nicht zu früh, wirklich zu früh, den Weg ins Leben versperrt.
Möge die Welt Dir dankbar sein für das, was Du getan hast. Und ich persönlich bin Dir dankbar für unsere spannende Korrespondenz und den umfangreichen Austausch von Informationen und Material.
Sollte es ein „Leben nach dem Tod“ geben (ich erinnere mich noch an einen kurzen Austausch unserer E-Mails, bei dem wir betonten, dass Fragen zu stellen und uns zu stellen, unser Recht ist, aber ohne Anspruch oder Garantie auf eine vollständige Antwort, werden wir uns vielleicht wieder treffen und dort weitermachen, wo wir aufgehört haben, im Dezember 2017...
Hallo mein lieber Freund. Dein, D(ario Garau Setzu).