(posthumer Brief) ... traurig wie gleichzeitig dankbar denke ich an Dich zurück, lieber nun verstorbener Freund Herbert.
Wir hatten das Glück, uns schon in recht jungen Jahren kennen & gegenseitig schätzen zu lernen. Du gehörtest zu den ersten Musikern, die meine frühen Klavierstücke spielten: da war ich erst 17 oder 18! - Du warst damals mit 7 Jahren Altersunterschied deutlich älter ... und schon versierter & erfahrener.
Und schon damals war ich fasziniert von Deiner bedingungslosen Neugierde, die auch immer meine innere Triebfeder war (& geblieben ist). Ich weiß bis heute kaum einen anderen Pianisten zu benennen, der so umfänglich auch (scheinbar) unbedeutendere Komponisten zu Gehör brachte, stets mit einer interpretatorischen Sorgfalt & Innigkeit, die ihresgleichen sucht!
Deine menschliche Bescheidenheit dabei wurde mir Vorbild.
In Deinem letzten - dann kurzfristig wegen der Erkrankung 2005 abgesagten - Konzert hattest Du meine "Nachtschattengewächse" programmiert ... nun hast Du den Weg in die ewige traumlose Nacht gefunden, der - wie ich es auch für mich erhoffe - eigentlich der Weg ins ewige Licht bedeutet.
In dieser Nacht, in diesem Moment höre ich gerade nochmals (Deiner gedenkend) die Aufnahme des Wohltemperierten Klaviers von Bach.
Sei sicher: auch wenn es in letzter Zeit still um Dich geworden war: Dein künstlerisches Licht wird weiteren Pianisten-Generationen noch viele Jahre als Vorbild leuchten können!
Tschüss, wir werden uns wieder begegnen ... wo auch immer ... Du bist nur einen kleinen Schritt voraus
Dein Michael